Von Eric Louw
Vor zwei Wochen wurden meine Frau und ich beide von etwas erwischt, von dem wir glaubten, dass es eine Lebensmittelvergiftung mit Fieber war. Dankenswerterweise konnte ich, nachdem ich 36 Stunden lang das Fieber bekämpft hatte, wieder den gesunden Zustand erreichen. Das Fieber meiner Frau allerdings verschwand nicht. Es entwickelten sich bei ihr zusätzlich ein starker trockener Husten und Schmerzen am Körper.
Einige Tage später kontaktierten wir die Gesundheitsorganisation Spectrum Health über die Telefonnummer, die für COVID-19-Untersuchungen zuständig war, und wollten einen Termin für deren nächsten Corona-Test vereinbaren. Wir schilderten ihnen die Symptome meiner Frau, worauf uns mitgeteilt wurde, dass ihre Symptome zwar alle mit den wesentlichen Corona-Symptomen übereinstimmten; dennoch hätte sie keine Berechtigung für einen derartigen Test, außer für den Fall, dass sie wissentlich einen Kontakt mit einer Person gehabt hätte, die als Träger des COVID-19-Virus diagnostiziert worden wäre. Wenn wir zwecks eines Testes zu der Organisation fahren würden, wäre es reine Zeitverschwendung.
Einige Tage später wachte meine Frau, die noch immer mit dem Fieber zu kämpfen hatte, mit starken Hustenanfällen auf, die dicken Schleim produzierten. Dadurch wurde ihr Würgereflex so stark gereizt, dass sie sich hustend übergeben musste, und ihre Husterei und das Erbrechen hielten über zwei Stunden lang an. Wir brachten sie in die Notaufnahme und teilten den Ärzten all das mit, was ich bereits beschrieben habe. Man verabreichte ihr dann eine Infusion und verschiedene Medikamente, wodurch ihr Zustand einigermaßen unter Kontrolle kam.
Auch hier fragte ich wieder nach der Möglichkeit, meine Frau auf COVID-19 testen zu lassen, besonders angesichts der Tatsache, dass sie mit vielen Ausländern arbeitet und wir kürzlich auch außerhalb des Landes auf einer großen Konferenz gewesen waren. Auch dieser Arzt teilte uns mit, dass obwohl meine Frau die entsprechenden Symptome hätte, es für einen Test erforderlich sei, dass sie mit einer Person Kontakt gehabt hatte, die als Träger des COVID-19 diagnostiziert worden ist. Als die Ärzte uns diese Fakten mitteilten, wurde mir bewusst, dass es entweder einen großen Mangel an Testmaterial gab oder dass das medizinische Fachpersonal darauf wartete, dass die Verbreitung in einer Ortschaft erst einen gewissen Schwellenwert erreichen müsste, bevor sie die Diagnose ernst nehmen.
Nachdem wir weiter über das Thema diskutiert hatten, teilte uns der Arzt schließlich mit, dass meine Frau zuerst auf alle anderen Krankheiten getestet werden würde. Wenn diese Testergebnisse dann negativ ausfallen würden, würde direkt danach ein zweiter Testabstrich an das örtliche Gesundheitsamt weitergeleitet werden, damit dieser dann auf COVID-19 getestet werden könnte. Innerhalb der nächsten zwei Tage würde uns dann das Ergebnis mitgeteilt werden. In der Zwischenzeit, so wurden wir aufgefordert, sollten wir nach Haus zurückkehren und uns in Selbst-Quarantäne begeben, was wir dann auch taten.
Als die ersten Testergebnisse für alle anderen Krankheiten am ersten Tag alle mit dem Resultat „NEGATIV“ zurückkamen, nahm ich Kontakt zu jeder Gruppe von Menschen auf, mit denen wir in letzter Zeit in Berührung gewesen waren, um sie über unsere Umstände zu informieren, damit sie größtmögliche Vorsicht walten lassen würden. Dies führte dann dazu, dass viele Personen in Quarantäne gingen.
Da ich den anderen nicht zu viele Unannehmlichkeiten bereiten wollte, entschied ich mich, mit dem Krankenhaus Kontakt aufzunehmen um herauszufinden, ob der Testabstrich meiner Frau für den COVID-19-Test weitergeleitet worden war. Das Personal dort wusste nicht, wohin der Test geschickt worden war. Ich rief eine Stelle nach der anderen an, ohne hilfreiche Informationen zu erhalten. Es dauerte Tage, bis ich mich endlich mit dem Bezirks-Epidemiologen in Verbindung setzte, nur um herauszufinden, dass sie überhaupt nicht geplant hatten, den Abstrich zum Testen einzusenden. Als ich dann noch detaillierter die Umstände erklärte und wie viele Personen schon in Quarantäne gegangen waren und auf die Resultate warteten, sagte er, dass sie bis Dienstag den Abstrich auf COVID-19 würden testen lassen.
Der Dienstag kam und ging. Keine Ergebnisse. Der Mittwoch kam und ging. Keine Ergebnisse. Inzwischen war meine Frau wieder in der Notaufnahme gelandet, weil sie einfach nicht mit Husten aufhören konnte. Der Donnerstag kam und ging fast ganz. Keine Ergebnisse. Auf Anfrage fanden wir heraus, dass sie mit dem Testen von Hunderten von Proben im Rückstand waren, wahrscheinlich mit ähnlichen Geschichten wie unserer eigenen. Schließlich kamen die Ergebnisse dann doch zurück: Am Donnerstagabend um 19:30 h, fast 12 Tage nach unserer ursprünglichen Quarantäne. Und das Resultat: NEGATIV! Welch eine Erleichterung, aber gleichzeitg, welch eine Tortur und Geduldsprobe!
Unsere Erfahrung erinnert uns in vielerlei Weise an den allerersten „Virus“, der diese Welt infiziert hat. Wie bei COVID-19 erschien die Sünde nicht als etwas Tödliches, als sie erstmals im Himmel entdeckt wurde. Die Sünde erschien nicht einmal als etwas so Tödliches, als sie die Erde erreichte – an einem einzigen Baum unter Quarantäne gestellt. Aber als die Sünde anfing, sich von der Schlange auf Eva und dann auf Adam und dann ihre Nachkommen zu übertragen, entwickelte sie sich schnell in etwas, das völlig außer Kontrolle war.
Unglücklicherweise ist es so, dass – im Gegensatz zu der Reaktion der Welt auf COVID-19 – die meisten von uns nicht allzu besorgt sind über die Verbreitung der Sünde. Wir machen uns nicht allzu viele Sorgen darüber, dass wir unser Leben durch Gottes Wort überprüfen und unsere Herzen erforschen lassen. Wir sehen, wie die Symptome – Selbstsüchtigkeit, Wut, Stolz – in alles, was wir tun, hineinsickern. Aber wir ignorieren diese Symptome. Wir haben Spaß an der Sünde, wir spielen mit ihr, wir machen Scherze über sie, wir tun alles Mögliche, nur nicht, dass wir danach streben, unser Leben um jeden Preis von ihr zu bereinigen.
Was wäre, wenn wir mit diesen Dingen anders umgehen würden? Was wäre, wenn wir die Sünde so behandeln würden, als wäre sie COVID-19?
Psalm 139,23.24 fordert uns dazu auf, uns selbst einem Diagnosetest zu unterziehen. „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“ Gott sehnt sich danach, dass wir unseren wahren Zustand erkennen und uns um geistliche Heilung bemühen. Sein Herz verlangt sehnsuchtsvoll danach, dass wir gereinigt und geläutert werden. Wir alle sind hier auf dieser Erde unter Quarantäne, aber eines Tages, schon sehr bald, wird diese Quarantäne zu Ende sein und Jesus wird kommen, um uns heimzuholen. Wenn Er das tut, werden wir bereit sein?
Eric Louw ist Prediger in der Texas-Vereinigung und beendet momentan gerade seinen Master of Divinity an der Andrews-Universität in Berrien Springs / Michigan. Er und seine Frau Esther sind seit drei Jahren verheiratet und erwarten voller Begeisterung die Ankunft ihres ersten Kindes im September!
Zitat EGW
„Viele Menschen, die voller Horror zurückschaudern würden vor irgendeiner massiven Gesetzesübertretung, werden dazu verleitet, die Sünde in kleineren Angelegenheiten als etwas zu betrachten, das nur unbedeutende, geringfügige Folgen hat. Aber diese kleinen Sünden verzehren das Leben der Frömmigkeit in unserer Seele.“
(The Faith I Live By, S. 92)
HERZENS-FRAGEN:
Sind wir bereit, es Gott zu gestatten, unser Herz zu erforschen und uns von dem tödlichen Virus der Sünde zu reinigen? Was wäre, wenn das bedeutet, dass wir jemanden um Vergebung bitten müssen, der durch unsere Sünden verletzt wurde?
HERZENSAUFRUF ZU AKTIVEM HANDELN:
Wenn wir jetzt in dieser Woche weiterhin um den Schutz und die Heilung unseres körperlichen Zustands beten, lasst uns gleichzeitig intensiv um unsere geistliche Heilung beten. Und lasst uns Schritte unternehmen, um unsere Hände auszustrecken zu den Menschen um uns herum – um sie um Vergebung zu bitten, um uns um eine Versöhnung zu bemühen, um ihnen Gottes Liebe weiterzugeben. Lasst uns die Sünde (ob groß oder klein) nicht länger verharmlosen, sondern lasst uns Gott bitten, uns darin zu unterstützen, mit aller Macht von der Sünde wegzulaufen. Während wir beten, sollten wir uns auf 1. Johannes 1,9 und Jesaja 1,18 berufen.
Zur weiteren Vertiefung schlagen wir für diese Woche folgende Literatur vor:
Ellen White: Steps to Christ, Kapitel 2 und 3
(Die deutsche Übersetzung entstammt dem Buch DER RETTENDE WEG – Jesus Christus und wird abschnittsweise den ersten Gebetsbriefen dieser Woche angehängt werden)
Melody Mason: Ein Kapitel („Removing the Spiritual Breaches“) aus dem Buch Daring to Ask for More: Divine Keys to Answered Prayer.
(Das Buch gibt es demnächst auch im Deutschen: BITTE UM MEHR. Das deutsche Kapitel wird den letzten Gebetsbriefen dieser Woche angehängt werden)
Sich an Jesus wenden mit unseren dringenden Bedürfnissen
Gebets-Anliegen (Tag 8 – Freitag, 03. April 2020)
Betet für die Länder und Regionen, die durch die COVID-19-Pandemie des Coronavirus sehr schwer getroffen worden sind – durch Todesfälle und starke Belastung der öffentlichen und kommunalen Gesundheitssysteme.
Betet um Durchhaltevermögen und Stärke für das medizinische Fachpersonal. Wenn du eine Person aus dieser Branche kennst, lass ihn wissen, dass du namentlich für ihn betest.
Betet um Gottes Gnade für die Personen in eurer Ortsgemeinde, die mit den mannigfachen Veränderungen, die das Alltagsleben gegenwärtig mit sich bringt, fertig werden müssen. Betet für diejenigen in eurer Ortsgemeinde, die selbst betroffen sind – dass sie die Situation meistern können und darüber hinaus treue Zeugen für Gottes allmächtige Führung in ihrem Leben sein können.
Betet, dass die Gemeindeglieder praktische Wege finden, wie sie sich gegenseitig im Glauben stärken können und wie sie besonders diejenigen ermutigen können, die auf sich allein gestellt Quarantäne und Isolation durchmachen müssen.
Betet für diejenigen in der Northeastern Mindanao Mission auf den Philippinen, die mit Nahrungsmittelknappheit und dem Fehlen anderer lebensnotwendiger Güter während dieser COVID-19-Pandemie zu kämpfen haben. Betet darum, dass ihr Glaube Stärkung erfährt.
(Erster Abschnitt der empfohlenen Literatur von Ellen White)
DER RETTENDE WEG – Jesus Christus
Kapitel 2, 1. Teil
SÜNDER BRAUCHEN CHRISTUS
Ursprünglich war der Mensch ein absolut vollkommenes Wesen. Er war mit überragenden Fähigkeiten und ausgewogenen Geisteskräften ausgestattet worden und befand sich in harmonischem Einklang mit Gott. Seine Gedanken waren rein, seine Absichten heilig. Aber durch den Ungehorsam wurde sein Potenzial in eine falsche Richtung gelenkt, und an die Stelle der Liebe trat Egoismus. Seine Natur wurde durch die Übertretung so geschwächt, dass es ihm unmöglich wurde, der Macht des Bösen aus eigener Kraft zu widerstehen. Er wurde zu einem Gefangenen Satans und wäre dies für immer geblieben, wenn Gott nicht gezielt eingegriffen hätte. Das Ziel des Verführers war es, den Plan, den Gott bei der Erschaffung des Menschen verfolgte, zu durchkreuzen und die Erde mit Leid und Zerstörung zu füllen. Dann würde er auf all das Böse verweisen und behaupten, dies sei das Ergebnis des Handelns Gottes, die Folge seiner Erschaffung des Menschen.
In seinem sündlosen Zustand hatte der Mensch große Freude an der Gemeinschaft mit Gott, „in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen“ (Kol. 2,3). Aber nachdem er in Sünde gefallen war, konnte er an der Heiligkeit nichts Beglückendes mehr finden und versuchte, sich vor Gottes Gegenwart zu verbergen. Ein Mensch, der keine Umkehr erfahren hat, empfindet heute noch genauso. Sein Herz ist nicht im Einklang mit Gott, und er kann an der Gemeinschaft mit Gott keine Freude finden. In der Gegenwart Gottes kann ein Sünder nicht glücklich werden. Heiligen Wesen Gesellschaft leisten zu müssen, wäre ihm höchst unangenehm. Der Himmel hätte ihm – wäre ihm der Zutritt erlaubt – keine Freuden zu bieten. Dort herrscht der Geist uneigennütziger, selbstloser Liebe, wo jedes Herz mit der unendlichen Liebe Gottes mitschwingt. Aber diese Atmosphäre würde im Herzen des Sünders auf keine Resonanz stoßen. Seine Gedanken, Interessen und Motive wären völlig anders als die der sündlosen Bewohner. Inmitten der melodischen Harmonie des Himmels wäre er ein Missklang. Im Himmel zu sein wäre für ihn Folter – ein Ort der Qual. Er würde sich danach sehnen, der Gegenwart dessen, der die Lichtquelle des Himmels und der Mittelpunkt aller himmlischen Freude ist, zu entfliehen. Dass die Gottlosen aus dem Himmel ausgeschlossen werden, ist keine willkürliche Anordnung Gottes. Ihr eigener, unwürdiger Zustand macht sie untauglich für die dortige Gesellschaft und schließt sie von der himmlischen Gemeinschaft aus. Die Herrlichkeit Gottes wäre für sie ein verzehrendes Feuer. Sie würden lieber ihre eigene Vernichtung in Kauf nehmen, als dem ins Angesicht schauen zu müssen, der für ihre Erlösung starb.
Aus dieser Fallgrube der Sünde, in die wir gesunken sind, können wir uns niemals aus eigener Anstrengung wieder befreien. Unsere Herzen sind böse, und wir können an diesem Zustand nichts ändern. „Wie könnte denn ein Reiner von einem Unreinen kommen? Nicht ein Einziger!“ „Denn die menschliche Natur steht Gott grundsätzlich feindlich gegenüber. Sie hat sich nicht dem Gesetz Gottes unterstellt und wird es auch nicht können.“ (Hiob 14,4; Röm. 8,7) Erziehung und Bildung, kultivierte Umgangsformen, der Einsatz der Willenskraft und menschliche Anstrengungen haben alle ihren angemessenen Wirkungsbereich, aber hier sind sie machtlos. Sie sind zwar in der Lage, eine äußerlich korrekte Verhaltensweise zu produzieren, aber sie können keine echte Herzensänderung bewirken. Den Urquell unseres Lebens können sie nicht reinigen. Dazu ist eine Macht nötig, die von innen her wirkt und ein neues Leben von oben her schenkt. Erst dadurch kann beim Menschen eine echte Umwandlung stattfinden – von der Sünde hin zur Heiligkeit. Diese Macht ist Jesus Christus. Seine Gnade allein kann die erstarrten Kräfte der Seele neu beleben und die Freude an Gottes Gegenwart und Heiligkeit wecken.
Der Erlöser sagte: „Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird“, – d.h., wenn er nicht ein neues Herz erhält, ihn völlig andere Wünsche, Ziele und Motive antreiben, die zu einem neuen Leben führen – „kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh. 3,3). Die Vorstellung, dass man ja nur das Gute, das von Natur aus im Menschen vorhanden ist, weiterzuentwickeln brauche, ist eine verhängnisvolle Täuschung. „Der Mensch kann mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht erfassen, was Gottes Geist sagt. Für ihn ist das alles Unsinn, denn Gottes Geheimnisse erschließen sich nur durch Gottes Geist.“ „Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden!“ (1. Kor. 2,14; Joh. 3,7) Über Christus sagt die Bibel: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ „Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!“ (Joh. 1,4; Apg. 4,12)
Man kann rein verstandesmäßig erfassen, was für einen Charakter Gott hat: seine liebevolle Güte, sein Wohlwollen, seine väterliche, zärtliche Liebe. Aber das reicht nicht aus. Es genügt auch nicht, die Weisheit und Gerechtigkeit seines Gesetzes anzuerkennen und festzustellen, dass es auf dem ewigen Prinzip der Liebe gegründet ist. All diese Dinge hatte der Apostel Paulus verstanden, als er ausrief: „Ich gebe zu, dass das Gesetz Gottes gut ist!“ „Das Gesetz ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.“ (Röm. 7,16.12) Aber aus seinen folgenden Worten sprachen bittere Seelenqual und Verzweiflung: „Ich aber bin als Mensch wie in die Sklaverei verkauft und werde von der Sünde beherrscht.“ (Röm. 7,14). Er sehnte sich nach Reinheit, nach Rechtschaffenheit, die er aber aus eigener Kraft nicht erreichen konnte. Darum rief er aus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ (Röm. 7,24) Derselbe Aufschrei stieg schon immer zu allen Zeiten und an allen Orten zum Himmel hinauf – aus Herzen, die von Sündenlast niedergedrückt waren. Für all diese Verzweifelten gibt es nur eine Antwort: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Joh. 1,29)
Der Geist Gottes hat versucht, diese Wahrheit durch unterschiedlichste Bilder zu veranschaulichen, um sie den Menschen, die sich nach der Befreiung von der Last ihrer Schuld sehnen, verständlich zu machen. Die Geschichte von Jakob erzählt, wie er aus seinem Vaterhaus floh, nachdem er sich durch den Betrug an seinem Bruder Esau versündigt hatte, und wie ihn seine Schuldgefühle belasteten. Er litt darunter, einsam und ausgestoßen zu sein, getrennt von allem, was ihm im Leben lieb gewesen war. Aber ein Gedanke lastete schwerer als alles andere auf seiner Seele: die Angst, dass ihn seine Sünde endgültig von Gott getrennt habe und er vom Himmel verlassen sei. In tiefer Traurigkeit legte er sich auf dem nackten Erdboden zum Schlafen nieder, nur umgeben von einsamen Bergen und dem sternenklaren Himmel über ihm. Während er schlief, erschien ihm im Traum ein seltsames Licht. Von der Ebene, auf der er lag, schienen schemenhaft geheimnisvolle Stufen weit hinauf nach oben direkt bis zu den Toren des Himmels aufzusteigen. Auf ihnen stiegen die Engel Gottes hinauf und hinab. Gleichzeitig war aus der Herrlichkeit ganz oben Gottes Stimme zu hören, die ihm eine Botschaft voller Trost und Hoffnung überbrachte. Es war eine Botschaft, die die Antwort auf seine inneren Kämpfe war und seine tiefste Sehnsucht stillte: Es gibt einen Erlöser. Voller Freude und Dankbarkeit erkannte er, dass ihm hier eine Möglichkeit offenbart wurde, wie für ihn als Sünder die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt werden konnte. Die geheimnisvolle Leiter in seinem Traum war ein Bild für Jesus. Er ist dieses Bindeglied – der Einzige, der die Kommunikation zwischen Gott und den Menschen herstellen kann.
Als sich Christus mit Nathanael unterhielt, bezog er sich auf genau dieses Sinnbild, als er sagte: „Ihr werdet sehen, dass der Himmel offen steht und die Engel Gottes über dem Menschensohn hinauf- und herabsteigen.“ (Joh. 1,51) Durch seinen Abfall hat sich der Mensch von Gott entfremdet. Die Erde wurde vom Himmel abgeschnitten und zwischen beiden entstand eine Kluft. Über diesen Abgrund hinweg war Gemeinschaft nicht mehr möglich. Aber durch Christus wurde die Verbindung zwischen Erde und Himmel wiederhergestellt. Durch seine eigenen Verdienste hat Christus den durch die Sünde entstandenen Abgrund überbrückt, sodass die Engel, die den Menschen dienen, mit ihnen in Verbindung treten können. Christus verbindet den gefallenen, seiner Schwäche und Hilflosigkeit völlig ausgelieferten Menschen mit der Quelle unerschöpflicher Kraft.
Aber alle Träume der Menschen vom Fortschritt sind vergeblich, alle ihre Bemühungen, die Menschheit auf eine höhere Stufe zu heben, umsonst, wenn sie die einzige Quelle der Hoffnung und Hilfe für das gefallene Menschengeschlecht außer Acht lassen. „Jede gute Gabe und jede vollkommene Gabe“ (Jak. 1,17) kommt von Gott. Getrennt von Gott kann sich der Charakter niemals zu wahrer Exzellenz entwickeln. Und der einzige Weg, der zu Gott führt, ist Christus. Er sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Joh. 14,6)