Von Nina Atcheson
Es war ein schöner Morgen, aber dann wurde mir plötzlich bewusst, dass das Haus irgendwie zu still war und dass meine dreijährige Tochter gar nicht zu sehen war. Ihre Brüder spielten zusammen, aber sie war nirgends zu finden. Ich rief nach ihr und wunderte mich, wo sie denn sein könnte. „Tahlia, wo bist du?“ Meine Stimme hallte durch das Haus, aber als Antwort kam nur Schweigen. Ich lief durch die verschiedenen Räume, aber fand keine Spur von ihr.
Schließlich hörte ich eine ganz leise Stimme: „Mama …“. Ihr kleiner Kopf ragte hinter meinem roten Sessel hervor. „Guck mal“, sagte sie und hielt unser Andachtsbuch hoch, aufgeschlagen auf der Seite, wo ein Bild von Jesus und seinen Engeln zu sehen war, wie sie auf die Erde herniederfuhren. „Er kommt heute, Mami?“ fragte sie und zeigte auf das Fenster neben ihr.
Das löste eine Reaktion bei mir aus, die mein Herz zutiefst berührte, als mir nämlich bewusst wurde, dass sie dort saß und darauf wartete, dass Jesus heute wiederkehren würde. Ich war an dem Morgen so unter Zeitdruck gewesen, hatte das Frühstück vorbereitet, gewaschene Wäsche aufgehängt und Telefonanrufe beantwortet. Die unmittelbare Erledigung dieser „dringenden“ Haushaltsarbeiten hatte mich völlig abgelenkt davon, an diesem Morgen Jesus in irgendeiner Weise Zeit zu widmen. Gott hätte nicht klarer zu mir sprechen können als durch das, was Tahlia in diesem Moment sagte. Es war, als wenn Gott sagte: Fahr mal dein Tempo herunter und nimm heute Morgen Notiz von Meiner Gegenwart. Ich bin hier. Und ich komme bald! Verbringe etwas Zeit mit Mir …
Heutzutage, viele Jahre nach diesem Vorfall, höre ich immer noch die Worte, die Gott zu mir sprach. „Kommt ihr allein an eine einsame Stätte und ruhet ein wenig.“ (Markus 6,31) Er lädt uns ein, eine Pause zu machen – inmitten der unerträglichen Hektik um uns herum – und Zeit mit Ihm zu verbringen. Nicht nur für einen kurzen Moment oder aus einem Pflichtgefühl heraus, sondern regelmäßig für einen gewissen Zeitraum. Denn wir wollen die Zeit in Gemeinschaft mit Ihm verbringen, weil Er derjenige ist, der unsere Herzen neu erschafft.
Momentan ist es so, dass viele von uns sich in einer Situation befinden, wo wir aufgrund einer weltweiten Pandemie in unserem Zuhause abgeschottet und isoliert von anderen sind. In gewisser Weise wurden wir gezwungen, eine Pause einzulegen in unsere übliche Hektik des Lebens. Diese Zeitphase hat unser Leben völlig verändert. Ruhen wir in Ihm an diesen „einsamen Stätten“? Lauschen wir Seiner Stimme des stillen sanften Säuselns (1. Könige 19,12), die uns dazu aufruft, in engerer Verbindung mit Ihm zu wandeln (Johannes 15,9)? Begeben wir uns an die einsame Stätte, um ihn besser kennenzulernen – oder füllen wir diese stille, ruhige Zeitphase mit dem Lärm anderer Zerstreuungen und Ablenkungen?
Ich erinnere mich, dass ich als Kind ein Lied gesungen habe, das folgende Worte enthielt: „Zeit mit Ihm ist sehr gut verbrachte Zeit. Er wird dein Trost und Führer sein. Zeit mit Ihm ist sehr gut verbrachte Zeit. Er wird immer direkt an deiner Seite sein.“ Unsere Beziehung zu Gott zu stärken, indem wir Zeit mit unserem „Tröster und Führer“ verbringen, ist von allergrößter Wichtigkeit in den Zeiten, in denen wir uns momentan befinden. Was am meisten zählt, ist die Qualität der Zeit (weniger die Quantität oder Länge des Zeitraums). Was kannst du tun, um die Qualität der persönlichen Zeit, die du in dieser Woche mit Gott verbringst, zu verbessern? Denke einmal über die folgenden Ideen nach:
Bitte Gott, dass Er dir ein größeres Verlangen danach gibt, Zeit mit Ihm zu verbringen.
Die Bibel soll nicht etwas sein, was schwierig zu studieren ist. Sie ist Gottes lebendiges Wort an dich, und Er wartet darauf, durch dieses Wort zu dir zu sprechen.
Nähere dich Gott in demütiger Haltung und bete, bevor du deine Bibel liest, wobei du Gott bittest, dir eine besondere Botschaft zu geben, die du hören solltest.
Vielleicht möchtest du an jedem Tag dir nur einen Bibelvers oder einen kleinen, „mundgerechten“ Abschnitt der Heiligen Schrift vornehmen. Vertiefe dich in folgende Frage: Was will Gott mir durch diesen Abschnitt sagen? Wie kann ich mit dieser Botschaft heute jemand anders ermutigen?
Gott wartet voller Geduld auf uns, dass wir jeden Tag Zeit mit Ihm verbringen (Offenbarung 3,20). Wirst du eine erwartungsvolle, wartende Haltung einnehmen, so wie Tahlia, und dich nach Seiner Wiederkunft sehnen? Wirst du, während du wartest, „kommen und ein wenig ruhen“ zusammen mit Ihm?
Nina Atcheson dient derzeit als Verantwortliche für die Studienpläne der Abteilung Sabbatschule und Heimatmission an der Generalkonferenz, außerdem arbeitet sie als Beauftragte für „Adventistische Identität“ an den adventistischen Schulen in Australien. Nina lebt mit ihrem Ehemann Matt und ihren drei Kindern in der Nähe der Gold-Coast-Region in Australien.
HERZENS-FRAGEN:
Welches ist das größte Hindernis, das dich davon abhält, qualitativ hochwertige gemeinsame Zeit mit Gott zu verbringen? Gibt es Blockaden, wo du Gott bitten könntest, dir bei der Beseitigung zu helfen, sodass bestimmte Ablenkungen aus dem Weg geschafft werden? In welcher Weise könnte dies Veränderungen in deinem Gebetsleben und deinen Gewohnheiten des Bibelstudiums bewirken?
HERZENSAUFRUF ZU AKTIVEM HANDELN:
Vielleicht hat Gott den Wunsch, die momentan uns umgebenden schwierigen Umstände zu nutzen, um uns zu helfen, dass uns bewusst wird, wie sehr wir Seiner bedürfen, jetzt vor seiner Wiederkunft. Er bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, die Zeit für die Ruhe in Ihm zu nutzen. Wirst du auf seine Einladung entsprechend reagieren? Lasst uns – während wir uns um die Ruhe in Ihm und die Zuversicht in Ihn bemühen – die Verheißungen aus folgenden Bibeltexten für uns in Anspruch nehmen: Johannes 15,4.5; Jesaja 26,2.3; Markus 6,33.
Alle, die Christus beim Wort nehmen und ihm ihre Herzen übergeben, dass er sie bewahre, und ihr Leben, dass er es ordne, werden Ruhe und Frieden finden … Unser Leben mag einem unentwirrbaren Knäuel ähneln; wenn wir uns aber dem erfahrenen Meister aller Meister anvertrauen, wird er es zu seiner Verherrlichung in ein beispielhaftes Leben und zu einem vorbildlichen Charakter umformen. (EGW: Das Leben Jesu, S. 323)
Zur weiteren Vertiefung schlagen wir für diese vierte Woche folgende Literatur vor:
1.) Ellen White: Erziehung [Education], „Bibelunterricht und Bibelstudium“, Kapitel 20.
(Die Texte aus diesem Zusatzmaterial werden in den kommenden Gebetsbriefen dieser Woche abschnittsweise angehängt)
2.) Nina Atcheson: As Light Lingers: Basking in the Word of God.
(Von diesem Buch gibt es auch eine Audioversion. Auf folgendem Link kann man wöchentlich ein Kapitel auf Englisch kostenlos streamen.) www.aslightlingers.com
Wir wenden uns an Jesus mit unseren dringenden Bedürfnissen
Gebets-Anliegen (Tag 22 – Freitag, 17. April 2020)
DANKENSWERTER BERICHT: Trotz der weltweiten COVID-19-Pandemie fährt die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten fort, ihre Mission weiter voranzutreiben. Und viele kreative und neue Methoden der Weitergabe des Evangeliums werden entwickelt, wobei diese eine viel größere Reichweite haben als wir bisher erleben konnten. Der HERR sei gepriesen!
Gebetsanliegen, die von Ted N.C. Wilson vorgelegt wurden
Betet für unsere Gemeindeglieder und die Personen, die über den kürzlichen Verlust geliebter Menschen infolge von COVID 19 trauern müssen. Betet um Frieden und Trost für ihre Herzen. Betet um körperliche Heilung für diejenigen, die derzeitig mit dem Corona-Virus zu kämpfen haben.
Betet darum, dass die Gemeindeglieder die Prinzipien eines gesunden Lebensstils aktiv für sich persönlich umsetzen – als eine ausgewogene Herangehensweise an ein gesundes Leben. Es geht hier um NEWSTART, das folgende Faktoren enthält: Ernährung, körperliche Bewegung, Wasser, Sonnenschein, Mäßigkeit, Luft, Erholung und Gottvertrauen.
Betet darum, dass wir als Gemeinde weiterhin Möglichkeiten finden, wie wir Gottes Gesundheitsbotschaft auf wirkungsvolle Weise weitergeben können, zusammen mit der dreifachen Engelsbotschaft, welche unser endzeitlicher Missionsauftrag an die Welt ist. Dies schließt auch die Notwendigkeit ein, dass wir um den Heiligen Geist in Form des Spätregens bitten, während wir uns auf die baldige Wiederkunft Jesu Christi vorbereiten.
Betet darum, dass wir bei unserem eifrigen Bemühen um das Finden kreativer Möglichkeiten für das Zeugnis an andere Menschen nicht anderer Prioritäten verlustig gehen, die den Mittelpunkt unseres Glaubens bilden: unser Hauptakzent auf Christus, Seinem Wort, Seiner Rechtfertigung, Seinem Dienst im Heiligtum und Seiner errettenden Macht in dem Großen Kampf.
Betet für die online stattfindende Evangelisations-Kampagne von It Is Written mit dem Titel „Hope Awakens“, die heute landesweit gestartet wird. (Weitere Informationen sind hier erhältlich: https://www.discoverhopeawakens.com). Betet darum, dass sogar noch mehr Menschen die Möglichkeit haben, diese Serie anzuschauen und Interesse dafür zu entwickeln als es der Fall gewesen wäre mit den live geplanten Evangelisationsvorträgen, die in Indianapolis abgesagt werden mussten.
Der folgende Text gehört zu der empfohlenen Zusatz-Literatur für diese vierte Woche und ist dem Kapitel 20 aus dem Buch Erziehung von Ellen White entnommen. – Dies ist der 1. Teil, die folgenden Teile werden abschnittsweise in den kommenden Gebetsbriefen enthalten sein.
ERZIEHUNG (Kapitel 20, Teil 1)
Bibelunterricht und Bibelstudium
Jesus forschte in seiner Kindheit, in der Jugend und im Mannesalter in der Schrift. Als kleines Kind wurde er täglich zu Füßen seiner Mutter aus den Buchrollen der Propheten unterwiesen. In seiner Jugend fanden ihn oft der frühe Morgen und das Zwielicht des Abends allein am Bergeshang oder unter den Bäumen des Waldes, wo er eine ruhige Stunde mit Gebet und mit dem Studium des Gotteswortes verbrachte. Während seines Erdendienstes zeugte seine enge Vertrautheit mit der Schrift für den Fleiß, mit dem er sie durchforschte. Und da er seine Kenntnisse auf dem gleichen Wege erwarb, der auch uns offensteht, ist seine wunderbare geistige und geistliche Kraft ein Beweis für den Wert der Heiligen Schrift als Bildungsmittel.
Als unser himmlischer Vater sein Wort gab, übersah er die Kinder nicht. Wo könnte man unter allem, was Menschen geschrieben haben, etwas finden, das so nachhaltig das Herz ergreift, das unsere Kleinen so trefflich anregt wie die Geschichten der Bibel?
Durch diese einfachen Erzählungen lassen sich die großen Grundlinien des göttlichen Gesetzes klar umreißen. So können die Eltern schon sehr früh damit anfangen, durch anschauliche Darstellungen, die dem Verständnis der Kinder weitestgehend angepasst sind, der Weisung des Herrn betreffs seiner Verordnungen nachzukommen: „Und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.“ 5.Mose 6,7.
Die Verwendung von Anschauungsmaterial, von Wandtafeln, Landkarten und Bildern wird das Lehrziel deutlich herausstellen und es dem Gedächtnis einprägen helfen. Eltern und Lehrer sollten ständig eine bessere Lehrweise anstreben. Dem Bibelunterricht sollte unser ursprünglichstes Denken, unsere beste Methode, unsere ernsteste Bemühung gelten.
Um Liebe für das Bibelstudium zu wecken und zu nähren, kommt es sehr darauf an, wie man die Stunde der Andacht nützt. Die Zeit der Morgen- und Abendandacht sollte die trauteste und segensreichste des Tages sein. Jeder möge wissen, dass sich in diese Stunden keine unruhigen, unfreundlichen Gedanken eindrängen sollten, dass Eltern und Kinder sich versammeln, um Jesus zu begegnen und heilige Engel zum Verweilen im Heim einzuladen. Die Andachten seien kurz und voller Leben, der Gelegenheit angepasst und von Zeit zu Zeit anders gestaltet. Alles beteilige sich am Lesen der Bibel, lerne das Gesetz Gottes und wiederhole es häufig. Die Kinder werden lebhafter teilnehmen, wenn sie zuweilen den Schriftabschnitt wählen dürfen. Befragt sie darüber und lasst sie selbst Fragen stellen. Zieht alles mit heran, was den Sinn veranschaulicht. Falls sich dabei die Andacht nicht zu weit ausdehnt, lasse man auch die Kleinen mitbeten und mitsingen, wenn auch nur einen einzigen Vers.
Um eine solche Andacht zu dem zu machen, was sie sein sollte, muss man sie sorgfältig vorbereiten. Eltern sollten sich täglich Zeit zum Bibelstudium mit ihren Kindern nehmen. Zweifellos wird das Mühe, Überlegung und auch einige Opfer kosten, doch die Anstrengung wird sich reichlich lohnen.